Langbeschreibung
Dieser Band dokumentiert die Ergebnisse einer gleich betitelten internationalen Tagung, die 2021 in Wien stattgefunden hat. Sie war als Auftakt eines multilateralen und pluridisziplinären Forschungsprojekts gedacht, das der "Verlustgeschichte" der Hungari nachgehen und ihre Tätigkeit wieder ins Gedächtnis rufen wollte. Denn bis ins späte 19. Jahrhundert war die Sprache in Ungarn kein Indiz für die nationale Zugehörigkeit. Alle Untertanen des Königreichs, also Magyaren, Deutsche, Slawen, Walachen usw., verstanden sich als "Hungari". Eine solche gelebte Mehrfachidentität, eine doppelte Identifikation, einerseits mit einer Sprachgemeinschaft, andererseits mit dem Königreich Ungarn, war bis 1918 möglich. Freilich gerieten die "Hungari" im 19. Jahrhundert zunehmend unter den Druck eines Diskurses, der die nationale Identität als "magyarisch" definierte und an der Verwendung der ungarischen Sprache festmachte.In dem Buch geht es sowohl um den Aktionsradius der Hungari innerhalb des habsburgischen Universums als auch um ihre allmähliche Verdrängung aus den an eine jeweilige "Nationalsprache" gekoppelten "Nationalliteraturen". Um die Bedeutung und die besondere Rolle der Hungari besser herausarbeiten zu können, wurden auch Parallelerscheinungen aus dem habsburgischen Imperium thematisiert, nämlich die verschiedenen Bohemismus-Konzepte in den Ländern der böhmischen Krone und der Bukowinismus.